Literatur veröffentlichen
Allein in Deutschland werden jedes Jahr über 300 Millionen Bücher verkauft, die Belletristik ist dabei mit einem Marktanteil von 30% mit Abstand am beliebtesten. Romanautoren wie Stephen King, J.K. Rowling sind Alltagshelden, die es nach wie vor schaffen, mit einem halben Kilo bedrucktem Papier Millionen von Lesern zu begeistern. Zwar geht der Trend offiziell weg vom gebundenen Buch hin zum eBook, trotzdem bleibt es für viele Menschen ein Lebenstraum, das eigene Buch zu verfassen und einem Verlag zur Veröffentlichung anzubieten. Obwohl längst nicht alle ihr Werk vollenden und gar so mutig sind, es an ein Lektorat oder eine Agentur zu schicken, werden jährlich etwa drei Millionen Manuskripte bei Verlagen eingereicht. Lediglich 2% davon werden tatsächlich veröffentlicht, der Rest verschwindet im Reißwolf (viele Verlage bevorzugen noch immer postalisch zugesandte Manuskripte) und die Autoren erhalten eine nicht näher begründete Ablehnung. So erging es auch meinen Werken bisher. Ich habe schon Vermutungen gelesen, dass ohne Agenten die Chance sogar gegen Null geht, dass ein Buch bei einem Verlag angenommen wird. Gleichzeitig sei es als unveröffentlichter Autor noch schwieriger eine gute Agentur zu finden als einen seriösen Verlag. Die Betonung liegt hier auf „seriös“, denn längst nicht alles, was sich als Verlag bezeichnet, ist auch einer im engeren Sinne. Dazu später mehr.
Es ist nicht übertrieben zu schreiben, dass die Autorengemeinschaft in Deutschland ein wenig verzweifelt ist. Die Umsatzzahlen im Buchhandel gehen seit Jahren konstant zurück, in anderen Ländern ist die Buchkultur bereits fast komplett von Giganten wie Amazon beherrscht. Nicht verwunderlich, dass der Anteil von kostengünstigen eBooks und Veröffentlichungen im Selbstverlag, sogenanntes Self-Publishing, stetig zunimmt. Ob dies für mich eine Option ist, muss ich noch herausfinden. Auf alle Fälle werde ich nicht aufgeben, denn auch wenn die meisten Autoren entweder mit ihrem ersten Manuskript Erfolg haben oder nie, zahlt sich Hartnäckigkeit aus. Nur manchmal eben nicht in der Art, in der man es erwarten würde.
Karriere als Bestseller-Autor – ein teures Vergnügen?
25.06.2020
Als ich 2017 meinen ersten Roman RAPPI nach einem Jahr harter Arbeit endlich fertigstellte, war ich völlig euphorisch und wild entschlossen, ihn bei einem Verlag auch zu veröffentlichen. Zwar hatte ich bereits von den geringen Chancen gerade bei unerfahrenen Autoren gelesen, doch musste ich die Erfahrung selber machen und es wenigstens einmal ernsthaft probieren. Ich habe mich also ein weiteres Mal intensiv mit meinem Buch auseinandergesetzt, Anschreiben, Leseprobe und Exposé verfasst und das Manuskript an rund 20 Verlage in Deutschland geschickt. Bei der Suche nach den entsprechenden Adressen ist mir aufgefallen, dass kaum ein Verlag aktiv um Einsendungen wirbt. Stattdessen gewinnt man den Eindruck, die Verlage wollten die Autoren dazu bewegen, es sich nochmal genau zu überlegen, ob sie dem Lektorat ihr Werk zumuten wollen. Ein Verlag stach (zunächst) positiv aus der Masse heraus – die Deutsche Literaturgesellschaft. Hier wurde explizit um die Manuskripteinsendung gebeten und mit großen Erfolgsgeschichten die Karriere als Bestseller-Autor nahegelegt. So sind die Geschäftsmodelle verschieden, dachte ich. Doch ich hätte niemals geahnt, wie verschieden sie tatsächlich waren.
Zwei Monate später kamen die ersten Rückmeldungen. Während ich die Manuskripte in Papierform als Maxibrief verschicken musste, kamen die Absagen kurz, ohne Begründung und unpersönlich als Mail. Und wieder machte es ein Verlag anders: Es war kein Brief, eher eine Mappe aus hochwertigem Karton, fast so dick wie mein Manuskript, die mich in diesen Tagen von der Deutschen Literaturgesellschaft erreichte. Das Lektorat beglückwünschte mich und versprach gute Chancen auf eine erfolgreiche Veröffentlichung, einen Platz auf der Frankfurter Buchmesse und individuelle Betreuung. Auf der zweiten Seite kam dann das Angebot. Für die Aufnahme in ihr Verlagsprogramm und den hochwertigen Service verlangte das Unternehmen einen hohen vierstelligen Geldbetrag von mir und ich schreibe bewusst Unternehmen, da sich an diesem Punkt das wahre Geschäftsmodell offenbarte. Natürlich stand auf der Webseite der Deutschen Literaturgesellschaft kein Wort von den Preisen. Und nicht nur das – bei einer weiteren Recherche stieß ich auf einen Artikel vom Spiegel, in welchem nahegelegt wird, dass der selbsternannte Verlag kein einziges eingesandte Manuskript ablehnt, ganz egal was drin steht.
Es gibt noch eine ganze Reihe solcher Unternehmen, die Preise für eine Veröffentlichung reichen von wenigen hundert Euro bis hin zu fünfstelligen Beträgen. Mal stehen die Angebote auf der Webseite, mal nicht. Was man letztlich für sein Geld bekommt, ist fraglich, da in den versandten Verträgen keine Garantien oder Zusicherungen gemacht werden. Es handelt sich hier um sogenannte Zuschussverlage, wobei der Begriff Verlag in diesem Zusammenhang irreführend ist, da ein seriöser Verlag allein das finanzielle Risiko bei der Veröffentlichung trägt. Strafbar ist dieses Geschäftsmodell nicht, da dem Autor bei Vertragsunterzeichnung alle Kosten und Risiken bekannt sind. Moralisch fragwürdig ist die Strategie allerdings, durch gezielte Werbung Menschen zu einer Veröffentlichung zu bewegen, die von vornherein keinerlei Chancen auf dem Markt haben. Natürlich gibt es Ausnahmen, aber die breite Masse wird immer leer ausgehen, denn das ist ja gerade der Grund für die hohen Ablehnungsquoten bei Verlagen wie Ullstein, Heyne oder Blanvalet. Im Zweifelsfall ist es immer günstiger, im Selbstverlag oder als eBook zu veröffentlichen. Damit macht man sich mehr Arbeit, doch mehrere tausend Euro für einen nicht näher definierten Service auszugeben ist meiner persönlichen Ansicht nach keine Alternative. Also schreibe ich weiter, halte Ausschau nach etwas kleineren Verlagen, zu deren Programm meine Arbeit vielleicht besser passt und veröffentliche weiterhin online meine Kurzgeschichten.
Grundsätzlich gilt: Der einzige Geldfluss zwischen einem seriösen Verlag und einem Autor geschieht vom Verlag zum Autor, niemals umgekehrt!
keine