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Terraristik


Text/Abbildungen:
Jonathan Püttmann
Hochgeladen: 31.03.2020
Textart: Sachtext
Kategorie: Technik
Länge: 452 Wörter
Seite 1
A700

Terraristik


Kleines Terrarium

Ein Glas­kasten. Massive Schei­ben mit 6mm Stärke, bloß mit trans­paren­tem Sili­kon an­einander zu einem Qua­der befes­tigt. Neben den beiden leicht versetzten Front­scheiben, die sich in schwarzen Kunst­stof­schienen gegen­einander verschieben lassen, besteht die einzige Öffnung aus den beiden über die gesamte Länge gehenden Lüftungs­schlitzen – eine unterhalb der Türen, die andere an der Decke – welche beide sicher durch dünnes Loch­blech abgedeckt sind. Lampen mit Ultra­violett-, Tages- oder Infra­rotlicht versorgen das künstlich geschaffene Biotop mit Wärme und Tag-Nacht-Rhythmus. Trotz Anschaffungspreisen bis in den vierstelligen Eurobereich, hohen Stromkosten und täglichem Pflege­aufwand lassen sich die Bewohner kaum blicken und wenn, dann haben sie Hunger.

Die Rede ist von Terraristik, dem Halten von Reptilien, Amphibien, Wirbellosen, Kleinnagern oder Pflanzen in nach vorne geöffneten Glaskäfigen, den Terrarien. Ich habe in meinem 12m² messenden Schlafzimmer seit einigen Jahren vier von diesen extravaganten Möbelstücken stehen. Zusammen bringen sie über 100kg auf die Waage, besitzen eine größere Grundfläche als mein Bett und werden im Winter mit bis zu 300 Watt Leistung versorgt. Angefangen hatte alles 2009 mit einem 100 (Länge) x 50 (Tiefe) x 50 (Höhe) cm Terrarium, einer gewöhnlichen Glühbirne sowie Energie­sparlampe und einer 70cm langen Kornnatter. Heute zählt die Terraristik zu meinen ausgeprägtesten Leidenschaften und meine Reptilien als vollwertige Familien­mitglieder. Die Vorteile an dieser Haltungs­methode ist weitgehende Geruchs­neutralität, vielfältige Möglich­keiten der Gestaltung mit Pflanzen und selbstgebauten Holz­konstruk­tionen und die Ermög­lichung der Haltung von Tierarten aus anderen Klimaregionen wie Wüsten- oder Tropenbewohnern. Auch fühlen sich die meisten Reptilien in kleinen, geschlossenen Behältnissen mit konstanten Bedingungen wohler als in großen, luftigen Anlagen, was deutlich an Verhalten und Lebens­erwartung zu erkennen ist. Die häufigsten Todes­ursachen von Terrarien­tieren sind falsche Haltungs­bedingungen und übermäßiger Stress, bedingt durch den wohlmeinenden Halter, der für Auslauf und Abwechslung sorgen will. Es ist schwer vorstellbar, doch das größte Glück für einen Python besteht in einer dunklen, warmen, feuchten Box, die gerade so groß ist, dass die Schlange zu einem Knäuel zusammen­gerollt hineinpasst.

Anhand verschiedener Beispiele werde ich im Folgenden näher auf die Pflege von typischen Terrarientieren eingehen. Dabei möchte ich einerseits die Vielseitigkeit präsentieren, welche die Terraristik zweifellos zu bieten hat. Gleichzeitig besteht ein enger Zusammenhang zwischen der Tierhaltung und dem Naturschutz. Denn es ist ein trauriger Gedanke, dass die (kosten-)aufwendig nachgestalteten faszinierenden Ökosysteme in den Ursprungsländern bald nicht mehr vorhanden sein werden. Natürlich gibt es auch hier schwarze Schafe, illegalen Handel mit aus der Natur entnommenen und geschmuggelten Tieren und Pflanzen. Der verantwortungs­volle Terrarianer erwirbt dagegen lediglich Tiere aus Nach-/Farmzuchten, gegebenenfalls mit Herkunfts­nachweis und informiert sich vor dem Kauf, ob er die artgerechten Haltungsbedingungen bei sich überhaupt erreichen kann. Es gibt darüber hinaus viele Möglich­keiten, durch Vereine, Händler und Züchter direkten Einblick in den Naturschutz vor Ort zu erhalten, die ich ebenfalls kurz anschneiden werde.

Anmerkungen:

Viele Themen werden heute noch heiß diskutiert wie die Züchtung schuppenloser Schlangen, Verfütterung lebender Beutetiere oder Haltung von Krokodilen und Giftschlangen. Hier würde ich gerne lediglich auf die entsprechenden Diskussionsforen verweisen, denn das Thema der Terraristik ist so vielseitig und faszinierend, dass man auf diesen Seiten nicht mit Streitpunkten beginnen sollte.