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Hinter dem Horizont


Text/Abbildungen:
Jonathan Püttmann
Hochgeladen:
Textart: Bericht
Kategorie: Literatur
Länge: Wörter
Seite 1
A104

Wir, hinter dem Horizont


Wir, hinter dem Horizont - Druck 2019
Steckbrief
Geschrieben:2019
Veröffentlicht:nein
Länge:13294 Wörter; 68 Seiten
Genre:Märchen
Cover:Zahlen auf blauem Hintergrund, Titel in altgriechischen Buchstaben
Bindung:Taschenbuch Softcover
Inhalt

Manchmal scheint es im Leben nur noch einen letzten Ausweg zu geben. Es sind Schmerzen, Sehnsucht und Leere, die uns in die Ferne treiben. Eine Ferne ohne Ende. Wo wir in Ruhe gelassen werden. Wo wir Aufmerksamkeit bekommen. Gesehen werden. Der Wunsch, nicht mehr auf der Erde zu sein, erdrückt uns. Aber was wäre, wenn es in jeder Lebenslage einen alternativen Weg gäbe? Wir könnten uns entscheiden. Unseren eigenen Weg gehen. Hinter dem Horizont, wo alles anders ist als davor. Perfekt ist es auch hier nicht, doch vielleicht könnten wir den Frieden finden, nach dem wir uns sehnen.

Auf den ersten Blick scheinen wir allein zu sein. Der Tod kann daran nichts ändern. Was gewinnen wir also durch ihn? Eine Alternative zu haben bedeutet Hoffnung. Es ist kein endgültiger Zustand, nur eine erste Station auf unserer Reise. Eine Reise, durch die sich neue Möglichkeiten eröffnen können. Neue Abzweigungen, neue Menschen, die wir kennenlernen. Niemand ist allwissend. Ja wer weiß denn überhaupt, was hinter der nächsten Biegung des Weges auf uns zu kommt. Doch dieser Umstand bedeutet alles andere als Ohnmacht. Es sind wir, die die Entscheidungen treffen. Wir haben uns entschieden. Wir, hinter dem Horizont. Ein Märchen in neun Bildern.

Leseprobe

Das Schicksal hat sie zusammengeführt. In eine trügerische Idylle. Sie wiegen sich in Sicherheit, doch der allmächtige Schöpfer hat andere Pläne. Der erste Angriff wird sie unvorbereitet treffen, ihre überraschten, aufgerissenen Münder mit den rauen, unhygienischen Pfählen des Unvermeidbaren durchbohren. Eine erregende Vorstellung. In lüstern melodischem Kratzen lässt sie das Messer mit der 14-Zentimeter-Edelstahlklinge über das grobfasrige Papier fahren. Die Farben sind frisch aufgetragen, es liegt der feuchte Schimmer entfernter Sehnsüchte über der unvollständigen Szenerie. Ein entscheidendes Detail fehlt noch. In Gedanken beschwört sie den faulsten Wettergott, der tagaus tagein die Sonne im Paradies scheinen lässt. Es wird Zeit, dass sich das Blatt wendet, doch dafür braucht es ein Opfer.

Sie krempelt die eine Nuance zu langen Ärmel ihrer weißen Bluse bis über die Ellbogen zurück, zeigt mit der Messerspitze in Richtung Zimmerdecke. Zwei schnelle Schnitte, dann spritzt die rote Farbe über ihr fades Meisterwerk. Sie war ohnehin der Meinung, den Charakteren im Plot fehle es an Profil. Die neue Flüssigkeit verwischt ihre dummen Gesichter, löscht ihre Fürbitten in Richtung Himmel gnadenlos aus, läuft in schmalen Bändern auf das helle Holz der Staffelei, sickert in den Boden. Das ist der Neuanfang, denkt sie. Der Übergang. Die Erlösung. Sie fühlt sich müde und ist zugleich maximal erregt. Das ist die Kunst. Sie ist Kunst. Sie kann es kaum fassen. Das Messer rutscht ihr aus der Hand, sie sinkt auf den Boden, fängt sich auf einem Knie ab, stützt ihre gefalteten Hände auf das zweite. Perfektion ist keine vollendete Kunst. Perfektion ist die alles in den Schatten stellende Sinnfrage. Das Warum. Im raschen Fallen ihres Blutdrucks und der ersterbenden Kontraktionen ihres Herzmuskels wähnt sie sich der Antwort näher denn je. Der Tribut ist gezollt. Nur allein kann sie den Weg nicht gehen. Ja ohne Mitstreiter würde sie keinen Sinn in der Welt erkennen, selbst wenn er als heilige Formel in gigantischen Lettern in die Mondoberfläche geritzt wäre. Wenigstens hat sie eine Ahnung, wo sie auf potentiell geeignete Mitstreiter treffen kann.

Hier die ganze Geschichte lesen

Anmerkungen:

Fantasievolle Illustrationen gesucht!