TIXXA - Sie baute sich ihre Welt
Steckbrief
Geschrieben: | 2018 |
Veröffentlicht: | nein |
Länge: | 65200 Wörter; 296 Seiten |
Genre: | Science-Fantasy |
Cover: | Hauptfiguren in einer fremden Umgebung, hellblau |
Bindung: | Taschenbuch Softcover |
Inhalt
Du bist Psychotherapeut. Führst eine mäßig erfolgreiche Praxis im Herzen Frankfurts. Du lebst in einer festen Beziehung, triffst dich ab und zu noch mit alten Studienkollegen. Und plötzlich kommt ein Mädchen in deine Praxis, das alles auf den Kopf stellt. Sie ist erst sechs Jahre alt, benimmt sich aber wie eine Erwachsene und erzählt dir von Bären, Drachen und Schatten, die es wirklich zu geben scheint. Und ständig trägt sie dieses Handy mit sich herum. Für dich steht fest: Du möchtest helfen. Du lässt dich auf einen gefährlichen Deal ein, riskierst deinen Job und deine Freundin, nur um etwas Licht in das wirre Dunkeln zu bringen, in dem du längst tiefer drin steckst, als dir lieb ist. Jahre später stehst du mit leeren Händen da. Das mysteriöse Mädchen ist verschwunden. Während du auf die Anzeige wegen Verletzung der Aufsichtspflicht, Steuerbetrugs und Kindesentführung wartest, stellst du dir die ganze Zeit eine einzige Frage: Wie konnte es nur so weit kommen?
Hannah ist elf Jahre alt, als sie von einem Tag auf den anderen spurlos von der Bildfläche verschwindet. Ihr ehemaliger Therapeut und jetziger Freund ist sich sicher, dass sie freiwillig gegangen ist. Zumal er sich nicht vorstellen kann, dass irgendein Wesen auf der Erde dem gleichermaßen begabten wie eigensinnigen Mädchen gewachsen. Umso enttäuschter ist er, so lange von ihr im Unklaren gelassen zu werden. Um sich die Zeit zu vertreiben und den Kampf mit seinem Gewissen aufzunehmen, beginnt er tief in seinen Erinnerungen zu graben und den vielen detailreichen Erzählungen Hannahs eine sinnvolle Ordnung zu geben. Dabei begegnet er digitalen Lebewesen und verhängnisvollen Schicksalen, die älter als der Urknall sind. Doch kann ein gewöhnlicher Mensch wie er überhaupt derartige Zusammenhänge begreifen? Wenn es nach seiner Exfreundin geht, dann hat er überhaupt keine andere Wahl – er muss es versuchen.
Leseprobe
Hannah fielen fast die Augen zu. Besser hätte sie es gestern Abend wissen müssen, als der altbekannte Drang aufgekommen war. Mit dem Handy ins Bett gehen, das hatte sie nie wieder tun wollen. Nun war sie sterbensmüde, ziellos forschte sie im Internet herum, suchte dies und das und kam auf keinen grünen Zweig.
Mit der Gründung der Vereinten Nationen waren die UN-Blauhelmmissionen eingeführt worden. Vermittler und Beobachter waren sie, die Unparteiischen. Geschickt wurden sie dorthin, wo es brenzlig wurde. Ziel war es, Zeit gewinnen. Stillstand bedeutete Erfolg.
Sogar Lucy schien die Luft ausgegangen zu sein. Ihr Zwitschern war gedämpft, ihre Sticheleien mehr als harmlos. Sie hatten sich gemeinsam die vergleichsweise kurze Geschichte des Internets angesehen. Langweiliges Zeug nach ihrem Geschmack.
„Können wir nicht mal ins Darknet? Vielleicht ist da mehr los als hier. Außerdem habe ich Lust, etwas neues auszuprobieren.“
„Ich muss dich enttäuschen, wir sind längst im Darknet. Oder warum, glaubst du, konnte man unsere Spuren nach dem Einbruch nicht zurückverfolgen?“
„Weiß nicht, schade. Hast du denn eine bessere Idee, was wir machen können?“
„Nein, so leid es mir tut.“
Also streiften sie weiter umher. Darknet war echt ein bescheuerter Name, es war hier genauso licht wie in jedem anderen Teil des Internets. Ja sie hatte es nicht einmal gemerkt, als sie die Grenze überschritten hatte. Wann immer das auch gewesen war.
Ein plötzlicher Farbwechsel, sofort war Hannah hellwach. Sie hatte keine Ahnung, wie sie darauf gekommen war, nach John Brennan zu suchen, auf jeden Fall stand sie nun hier, ohne Lucy. Das weiße Nichts hatte den zierlichen Vogel verschluckt und sie war allein in diesem grauen Flur, gefangen.
Vorsichtig begann sie zu laufen. Der Gang war so schmal, dass sie beidseitig mit den Fingern die dunkelgrauen Wellenlinien an den Wänden entlangfahren konnte. Er hatte kein Ende und, wenn sie sich umsah, auch keinen Anfang. Sie musste die Tür suchen, wenn sie hier nicht verenden wollte.
Ein weiteres Mal schloss sie die Augen, diese Methode hatte so oft funktioniert, warum sollte sie jetzt versagen? Der Blitz ließ lange auf sich warten, doch als er erschien, war das Licht so grell und blendend, dass sie reflexartig die Arme hochriss und einen Satz zurück machte.
„Kein Grund, sich zu erschrecken. An seinen eigenen Flammen ist bis jetzt noch niemand gestorben.“, sagte der Drache. Sein Kopf war so weit oben, dass Hannah ihren Kopf tief in den Nacken legen musste, um seine Augen zu erkennen. Diese waren weinrot gefärbt und flackerten beinahe unmerklich, als beherbergten sie ein ganz eigenes Feuer. Das erste, was ihr an ihm auffiel, war seine akzentuierte, jedoch teils sehr abgehackte Sprache.
„Why are you speaking German? This is Virginia, United States, isn't it?“, erkundigte sie sich neugierig auf Englisch. Der Drache lachte scheppernd.
„That is your first question? Interesting. Ich habe bereits längere Zeit ein Auge auf dich, daher kenne ich dich. Und du bist nicht der Einzige, der mehrere Sprachen beherrscht.“
„Du meinst, ich sei nicht die Einzige.“
Der Drache schwieg. Vermutlich war es am schlausten, sie blieben bei Deutsch, dann hatte sie einen deutlichen Vorteil in Sachen Rhetorik: „Okay, dann stelle ich eben noch eine Frage: Wieso sind wir hier?“
„Das kann ich beantworten. Du bist hier, weil alle Suchen ein Ziel haben. Du hattest eine Frage. Hier ist die Antwort. Ich bin hier, weil es verboten ist, die Antwort zu kennen. Ich beschütze sie.“
Erst jetzt bemerkte Hannah die leuchtend violette Feuerwand hinter dem Drachen. Ohne Probleme konnte das Fabelwesen seinen schwarzen, im Licht der Flammen verführerisch glitzernden Schwanz durch sie hindurch schlagen. Dass er eine Ausnahme bildete, hätte offensichtlicher nicht sein können.
„Durch diese Mauer der Sonne kommt keiner lebend durch.“, bestätigte er.
„Dann stelle mir ein Rätsel. Wenn ich es löse, darf ich passieren, wenn nicht, darfst du mich fressen.“
„Du hast zu viele Geschichten gelesen. Ich bin nicht die Sphinx. Und ich fresse weder Menschen noch Vögel.“
Wie aufs Stichwort zuckte ein weiterer Blitz durch den Raum und Lucy krachte mit dem Schnabel voran in ihren Rücken. Der Drache musterte sie argwöhnisch.
„Das scheint mir eine dieser Künstlichen Intelligenzen zu sein, die noch so blöd sind und sich von Menschen Vorschriften machen lassen.“, flüsterte Lucy ihr ins Ohr, nachdem sie Hannahs Schulter erklommen hatte.
„Sein Deutsch jedenfalls ist schlechter als mein Englisch.“, hauchte sie zurück und hatte plötzlich eine Idee. Drachen waren immerhin weltweit bekannt dafür, dass sie nicht nur tödlich und furchtlos waren, sondern auch eitel. Mutig trat sie vor, stellte sich unter den aggressiv qualmenden Drachenkopf.
„Wenn du keine Sphinx bist, was bist du dann? Warum sollte ich Angst vor dir haben?!“
Vor Wut ließ das Ungeheuer eine ordentliche Salve Feuer auf sie herabregnen, doch während Lucy eilig Deckung suchte, widerstand Hannah der Hitze. Furchtlos schaute sie der Bestie direkt in die Augen.
„Ich werde dir ein Rätsel stellen und danach durch diese Wand gehen, ohne dass du mich daran hinderst!“
„Das kannst du nicht. Ich werde keine Rätsel mit dir spielen!“
„Wer hat gesagt, dass du mitspielen musst? Auf einen Spieler wie dich kann jede Runde verzichten.“
Wieder spuckte der Drache Rauch und Flammen und wieder zeigte sich Hannah unbeeindruckt. In den Augenwinkeln sah sie, wie Lucy die blinde Wut ihres Gegners nutzte, um sich heimlich an ihm vorbei zu stehlen.
„Hat dir eigentlich schon mal jemand gesagt, dass du ein Produkt von Menschenhand bist? Du hast keinen eigenen Willen, geschweige denn ein eigenes Gehirn, das mit dem eines Menschen annähernd vergleichbar wäre!“
„Du wirst brennen!“
„Aber du zuerst. Denn ich bin ein Mensch und kann dich daher kontrollieren, wie ich will.“
„Sage mir dein Rätsel!“
Wo sollte das bloß hinführen? Lucy hatte noch immer keinen Weg durch die Flammen gefunden und ihr kam auch keine rettende Idee. Folglich musste sie ihren Gegenspieler weiter hinhalten, Zeit schinden.
„Nee, ich weiß nicht. Du bist doch eh zu dumm dafür.“
„Nenne mir dein Rätsel und du wirst brennen.“
War es wirklich so einfach? Hatte gerade der Drache selbst für seine Niederlage gesorgt? Hinsichtlich ihrer Lage war es einen Versuch wert.
„Ich sehe etwas, das ist hart und durchsichtig wie Glas. Im nächsten Moment läuft es geräuschvoll weg. Bald wird es unsichtbar sein.“
„Ich brauche Gedenkzeit.“
„Hoffnungslos, du kommst nicht drauf. Dabei ist es ganz einfach: Mal ist es grün, mal blau, mal rot und mal weiß und es verliert dabei nie seine Transparenz.“
„Deine Worte sagen mir nichts. Du willst mich hereinlegen!“
„In wenigen Sekunden werde ich sehen, wie jemand damit ein Feuer löscht.“
Der Boden begann zu beben.
„Ha! Ein Tipp zu viel! Du meinst Wa …“
„Sprich lauter du Zwerg!“
Diese Unterbrechung brachte das Fass zum Überlaufen.
„Wwwwaaaaasssssssseeeerrrr!“, brüllte der Drache aus voller Kehle mit weit aufgerissenem Maul, statt Feuer jedoch kam nur weißer Dampf heraus. Keuchend sackte das Ungetüm auf die Knie.
„Lucy, schnell, flieg!“, schrie Hannah, als sie bemerkte, dass das schmale Rinnsal Flüssigkeit am Boden bereits wieder zu versickern begann. Ohne Zeit zu verlieren hob die Floreanaspottdrossel ab, sie selbst ging in die Hocke, nahm etwas Wasser in ihre Hände und schleuderte es der lila Feuerwand entgegen. Heulend riss die Barriere entzwei, aus dem Violett wurde Blutrot und sie schafften es noch gerade rechtzeitig, unbeschadet auf die andere Seite zu gelangen, bevor der gesamte Durchgang donnernd in sich zusammenfiel.
Mittlerweile bereue ich es fast, mir nach meinem ersten Roman RAPPI gleich den Aufwand einer ganzen Trilogie aufgehalst zu haben. Seit Dezember 2017 schreibe ich nun an den Abenteuern von Hannah und dem namenlosen Erzähler und es ist einfach kein Ende in Sicht. Wer nun aber Interesse an der Geschichte hat und bereit ist noch gut und gerne 3 Jahre auf das Ende zu warten, darf sich gerne bei mir melden. Ich habe noch einige privat gedruckte Exemplare auf Lager, über Rezensionsexemplare müsste man reden.