Untot
Der Tag, an dem die Welt sich verschloss,
der Rhein nach oben in den Bodensee floss.
Die Zeit war frei,
jemand drückte den Knopf.
Aus eins wurde zwei,
das Leben stand Kopf.
Ich schaute zu aus der Ferne,
nahm die Ausreden zu gerne.
Nicht das Haus verlassen,
Gefahr im Altenheim,
Politik entscheiden lassen,
die Gründe geheim.
Doch die Ruhe wurde zum Stillstand,
Risikozone ganz Deutschland.
Ich war gesund,
warum beklagen?
Also hielt ich den Mund
in einsamen Tagen.
Was macht ihr, dass sich gar nichts ändert,
fragt die Wirtschaft, Virologen verwundert.
Es wäre so einfach,
die Lösung ganz kurz.
Doch ihr seid zu schwach,
nehmt lieber den Sturz.
Ich will so nicht mehr,
mein Kopf schon ganz leer.
Ich kann nicht teilnehmen
am sozialen Leben!
Kann mir nicht freinehmen
vom Corona-Beben!
Nun sitz ich hier und klage,
steh auch nicht auf und sage
mit gerecktem Kinn
und gebrochenem Herz:
Zum Leben fehlt mir der Sinn
und zum Sterben der Schmerz.
Was tun, wenn das Leben nach einem Jahr Pause immer noch nicht weitergeht? Darauf warten, dass sich etwas ändert? Zum Grenzgänger zwischen den Gesetzen werden und sich wie ein Querlenker fühlen?